Auguste-Viktoria-Gymnasium Trier

Mitteilung: Anmerkungen zum Artikel „Eltern kritisieren Einschulungsgottesdienste“ des Trierischen Volksfreunds vom 20.09.2023

Leserbrief des Schulleiters

Objektiver Journalismus sollte sich dadurch auszeichnen, ein realitätsgetreues Abbild der Wirklichkeit zu vermitteln.

In dem Artikel „Eltern kritisieren Einschulungsgottesdienste“ vom 20.09.2023 bemühte sich die Autorin Frau Wolff leider nicht, diesem journalistischen Leitgedanken gerecht zu werden, da nur solche Aspekte in ihrem Artikel Platz fanden, die den Grundtenor dessen widerspiegelten.

Dies hatte zur Folge, dass sie damit ein verzerrtes Bild unserer Schule, dem Auguste-Viktoria-Gymnasium, kreierte. Dieser „Konstruktion der Wirklichkeit“ möchte ich mich entgegenstellen und die im Artikel nicht erwähnten, jedoch im Interview besprochenen Fakten hinsichtlich der Einschulung neuer Fünftklässler, ergänzen.

Das AVG begrüßt alle neuen Fünftklässler bereits vor Schuljahresbeginn vor den Sommerferien.

Die Schülerinnen und Schüler werden in feierlichem Rahmen mit Musik und kleinen Vorträgen von der Schülerschaft und den Lehrkräften begrüßt. Anschließend lernen sich alle kennen und verbringen einige Stunden mit ihren künftigen Mitschülern an ihrer neuen Schule. Somit ist das Eis gebrochen und die Ungewissheit vor dem, wie es nach den Ferien losgeht, aufgelöst.

Am gleichen Tag findet am AVG ein Schulfest für die gesamte Schulgemeinschaft statt, in dessen Rahmen die neuen Fünftklässler ebenfalls ein weiteres Mal öffentlich und herzlich an ihrer neuen Schule willkommen geheißen werden. Der Termin des Schulfestes ist bewusst auf den Begrüßungstag der Fünftklässler abgestimmt, um einen feierlichen Rahmen zu bieten, der die gesamte Schulgemeinschaft mit einschließt und die „Neuen“ zu einem Teil werden lässt.

Am ersten Schultag des neuen Schuljahres starten wir mit einem ökumenischen Gottesdienst und anschließender Begrüßung in der Turnhalle; das ist richtig. Mit Kritik an dieser Tagesplanung sehen wir uns nun erstmalig konfrontiert. Daher möchte ich betonen, dass jeder willkommen ist und niemand ausgegrenzt wird. Die Feier stand unter dem Motto „Du bist einzigartig.“ Bis auf wenige Ausnahmen nahmen alle Fünftklässler an diesen Feierlichkeiten teil, und zwar unabhängig davon, ob bzw. welchen Glaubens oder welcher Herkunft.

Das Auguste-Viktoria-Gymnasium ist seit Jahrzehnten für seine multikulturelle und internationale Schulgemeinschaft bekannt und zeichnet sich durch seinen liberalen Geist und eine offene Weltanschauung aus.

Timo Breitbach, OStD
Schulleiter
Auguste-Viktoria-Gymnasium

Aus der Fachschaft Religion

Traditionell findet am Auguste-Viktoria-Gymnasium Trier am ersten Tag nach den Sommerferien ein ökumenischer Begrüßungsgottesdienst für die neuen Fünftklässlerinnen und Fünftklässler mit ihren Familien statt – nicht, weil es schon immer so war und dies bisher nicht hinterfragt wurde, sondern weil es zur Begrüßungstradition der UNESCO-Projektschule gehört, für die Familien, die die Einschulung ihrer Kinder unter den Segen Gottes stellen möchten, einen würdigen Rahmen zu bieten. Der Gottesdienst wird durch die Fachschaft Religion gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Orientierungsstufe sowie Vertreterinnen und Vertretern der katholischen und evangelischen Kirche in Absprache mit der Orientierungsstufenleitung gestaltet und inhaltlich mit dem umfangreichen schulischen Willkommensritual verknüpft.

Selbstverständlich ist die Teilnahme am Gottesdienst freiwillig und niemand muss sich ausgeschlossen fühlen, weil er aus weltanschaulichen Gründen erst zur anschließenden Begrüßung durch die Schulleitung in die Turnhalle kommt. Dass diese als „recht nüchtern“ und „ohne herzliches Ritual“ (vgl. TV vom 19.9.23) wahrgenommen wird, ist angesichts der von der gesamten Schulgemeinschaft mit viel Engagement und Liebe zum Detail vorbereiteten verschiedenen Begrüßungsbausteine, beginnend bereits am Ende des vergangenen Schuljahres, jedoch schwer nachvollziehbar. So wurde in diesem Jahr am Schnuppernachmittag für die neuen Fünftklässlerinnen und Fünftklässler im Juli ein Willkommensbaum präsentiert, an den alle anwesenden Eltern, während die Kinder ihre neue Schule in vielfältigen Stationen gemeinsam mit ihren zukünftigen Klassenleitungen und Klassen erkundeten, ihre Wünsche für den neuen Lebensabschnitt auf Blättern anheften konnten. Beim anschließenden Schulfest sowie an den letzten Tagen vor den Sommerferien fand dieser Baum einen Platz im Lichthof des Hauptgebäudes – symbolisch im Zentrum der Schulgemeinschaft. Und dieses Symbol wurde dann im Begrüßungsgottesdienst in der Konstantinbasilika unter dem Motto „Du bist einzigartig“ in Texten und Liedern wieder aufgegriffen. Aktuell sind die Blätter mit den guten Wünschen nun in den jeweiligen Klassenräumen angekommen, wo sie den Kindern die Verbundenheit mit ihren Eltern greifbar machen. Die im Kontext der vielen aufeinander abgestimmten Bausteine knapp gehaltene Begrüßung am ersten Schultag trägt der Tatsache Rechnung, dass die Kinder vor allem eins möchten: endlich ihre Klassenleitungen sowie Mitschülerinnen und Mitschüler im Klassenverband wiederzutreffen, mit denen sie bereits beim Schnuppernachmittag und beim Schulfest Kontakte knüpfen konnten.

Ökumenische Begrüßungsgottesdienste werden am Auguste-Viktoria-Gymnasium auch weiterhin stattfinden, ebenso wie Adventsgottesdienste, welche aktuelle Themen mit der Weihnachtsbotschaft verknüpfen, und von der Abiturientia gestaltete Wortgottesdienste, die häufig das Motto des Begrüßungsgottesdienstes wieder aufgreifen, im Kontext der Verleihung der Zeugnisse der Allgemeinen Hochschulreife. Denn das Grundgesetz garantiert in Artikel 4 die positive und negative Religionsfreiheit, wodurch die religiöse Überzeugung des Einzelnen geachtet und das Recht zur freien Religionsausübung gewährleistet wird. Dem verpflichtet sich auch das Land Rheinland-Pfalz, indem es Schulgottesdienste zum Beginn und Ende des Schuljahres sowie zu weiteren Anlässen explizit als Schulveranstaltungen – selbstverständlich mit freiwilliger Teilnahme – einordnet. Abseits dieser rechtlichen Verortung ist es genuiner Auftrag der Religionen und des Religionsunterrichts, Übergange im menschlichen Leben zu gestalten. Diesem Auftrag sehen wir uns verpflichtet.

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