unesco-Projekttag 2025 am AVG

16.500 Euro für neue Schultoiletten: Sternwanderung am UNESCO-Projekttag sichert schulische Zukunft für 140 Kinder in Kanakkankuppam

Am Freitag, dem 2. Mai 2025 fand unser diesjähriger unesco-Projekttschultag statt.

Das Ziel war klar formuliert: Es galt 16.500 € an Spenden zu erwandern, um in einer Schule im Dorf Kanakkankuppam den Bau von dringend benötigten Schultoiletten zu finanzieren. Der privaten Grundschule drohte sonst die Schließung, was fatal wäre für die 140 meist kastenlosen Kinder, die in dem Dorf im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu diese Schule besuchen. Aber auch ohne die drohende Schulschließung ist ein Schulbesuch ohne Toilettenzugang nicht nur eine Zumutung, sondern die Kinder setzen sich auch Gefahren und gesundheitlichen Risiken aus, wenn sie zu wenig trinken, um nicht zu müssen oder wenn sich alle rund um die Schule erleichtern und sich dadurch Krankheiten verbreiten.

Um auf diese Probleme aufmerksam zu machen, wurden im Vorfeld des Projekttages einige Plakate mit Informationen zum Thema aufgehangen und in manchem Unterricht auch besprochen.

Der eigentliche Projekttag begann aber mit dem Pflanzenbasar von Frau Gärtner. Viele Familien erwarteten schon seit Wochen den Basar, um sich mit Obst-, Gemüse- aber auch Zierpflanzen einzudecken, sodass hier bereits 675€ zugunsten des Indienprojektes zusammen kamen.

Auf vier verschiedenen Routen ging es dann zum Waldstadion. Bei traumhaftem Wetter genossen die Schülerinnen und Schüler diesen klassischen Wandertag und nutzten die Zeit für nette Gespräche mit ihren Lehrern und Mitschülern. An jeweils zwei Stationen gab es Quizfragen zu Indien oder kleine Geschicklichkeitsspiele zu bewältigen. Im Waldstadion konnte man sich dann an der Versorgungsstation der Klasse 10d stärken, die mit Frau Fischer-Handzik zusammen leckere Kuchen zugunsten des Projektes verkaufte. Der Verkauf erreichte einen Erlös von mehr als 500€, der auch dem Indienprojekt zugutekommt. Das Highlight für viele war jedoch das Lehrer-Schüler-Fußballspiel. Während die Lehrerinnen und Lehrer sich gegen die Schüler aus den 8. bis 10. Klassen in der Mittagshitze etwas abmühten, konnten die zuschauende Schülerschaft bei guter Musik chillen. Das Spiel entschieden die Lehrer dann jedoch souverän und dank Hilfe des vollkommen neutral agierenden Schiedsrichters Herrn Wintersinger mit einem 2:1 für sich. Eine Revanche wird mit Sicherheit bei einem nächsten Spendenlauf im Waldstadion möglich sein.

Auch wenn noch nicht alle Spenden abgegeben wurden, so können wir davon ausgehen, dass das Spendenziel von 16.500 € erreicht wurde. Der diesjährige unesco-Projekttag war somit ein äußerst gelungener Tag mit guten Gesprächen in der freien Natur, fernab des Klassenzimmers und das alles für einen guten Zweck.

Indienabend 2025 – Ein Abend der kulturellen Begegnung und Faszination!

Die Indienreisegruppe teilt ihre Erlebnisse mit der Schulgemeinschaft

Am 08. und 09. März 2025 füllte der Alte Musiksaal im Klosterbau sich mit einer fröhlichen und aufgeschlossenen Zuhörerschaft, die gebannt den Vorträgen der Indienreisegruppe lauschte. Die Gruppe, die im Herbst 2024 eine faszinierende Reise durch Indien unternommen hatte, berichtete von ihren eindrucksvollen Erlebnissen in einem Land voller Gegensätze, Traditionen und überraschender Begegnungen.

Begleitet von einer authentischen südindischen Küche, sorgte der Abend nicht nur für informative Augenblicke, sondern auch für einen angenehmen, aufgeschlossen-kulturellen Dialog. Die Reisegruppe bereitete eine Vielzahl indischer Gerichte vor, um die Gäste auf den Abend einzustimmen.

Das abwechslungsreiche Programm bot spannende Einblicke in verschiedene Facetten Indiens. Themen wie „Unterwegs in Indien“, „Begegnungen: Eintauchen in eine fremde Welt“ sowie die Präsentation über die Partnerschaft mit der St Anthony’s School in Cowdalli zogen viele Zuhörer in ihren Bann. Auch Einblicke in ländliche Entwicklung und die Arbeit unserer Partnerorganisation PMD, Umweltfragen und die kulinarische Vielfalt des Subkontinents fanden ihren Platz in den Vorträgen.

Die Veranstaltung wurde durch die Pause aufgelockert, in der den Gästen typisch indischer Chai angeboten wurde. Bei warmem, würzigem Tee bot sich die Gelegenheit zum Austausch und geselligen Beisammensein.

Insgesamt war der Indienabend 2025 ein gelungener kultureller Austausch, bei dem die Faszination Indiens sowie die Freude am gemeinsamen Erleben in strahlender Atmosphäre spürbar wurden – ein Abend, der sowohl den Geist als auch die Sinne beflügelte.

Mitgliederrundbrief der AVG Indienpartnerschaft 2025

Rückblicke und Ausblicke auf die aktuellen Projekte der AVG Indienpartnerschaft

An alle Mitglieder, Freunde und Unterstützende der Indienpartnerschaft des Auguste-Viktoria-Gymnasiums Trier

Liebe Mitglieder und Freunde,

der Vorstand der Indienpartnerschaft des Auguste-Viktoria-Gymnasiums Trier wünscht Ihnen allen ein gesundes und glückliches Jahr 2025. Wir möchten uns bei Ihnen in diesem Brief aber auch für Ihre Unterstützung im Jahre 2024 bedanken.

Die Nichtregierungsorganisation People’s Multipurpose Development Society, kurz PMD, wurde 1975 gegründet, um den Dalits, den Kastenlosen oder Unberührbaren, eine Stimme zu geben. Seitdem bemühen sie sich um die Verbesserung der Lebensumstände der bitterarmen, benachteiligten Bevölkerung im ländlichen Indien. 50 Jahre PMD – eine Wegmarke, zu der wir ganz herzlich gratulieren wollen.

Die PMD wurde zu einer Zeit gegründet, als Indira Gandhi, die Tochter von Jawaharlal Nehru, dem ersten Ministerpräsidenten Indiens und Weggefährten von Mahatma Gandhi, das Land mit eiserner Faust regierte. Erschüttert von verschiedenen Skandalen schränkte sie die Bürgerrechte stark ein und die zentral gelenkte Volkswirtschaft förderte Korruption und Vetternwirtschaft. Trotz vereinzelter staatlicher Förderprogramme und Hilfsmaßnahmen litt vor allem die ländliche Bevölkerung unter starker Armut und extremer gesellschaftlicher Benachteiligung. Die einfache Subsistenzwirtschaft reichte kaum zum Überleben und Religion und gesellschaftliche Tradition hielten die Menschen in ihrer Zwangslage gefangen. Erst der Mut und die unermüdliche Tatkraft der Gründer der PMD gab den Benachteiligten eine Stimme, sich für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung ihrer Dörfer einzusetzen.

Seit Indira Gandhi hat sich natürlich viel verändert in Indien. Die Wirtschaft wurde zunehmend dereguliert und privatisiert und die Integration Indiens in die Weltwirtschaft führte zu einem beschleunigten Fortschritt mit hohen Wachstumsraten. Davon profitiert heute eine immer größer werdende Mittelschicht vor allem in den urbanen Regionen. Behindert wird das Wachstum jedoch durch die fehlende oder vielfach veraltete Infrastruktur, was die ländlichen Gebiete immer weiter an den Rand drängt. Die zunehmend ungleiche Einkommensverteilung, die hohe Arbeitslosigkeit und die immer noch vorhandene große Armut führen zu verstärkten Konfliktpotentialen, die sich in jüngster Vergangenheit populistische, national-religiöse Strömungen und Parteien zunutze machen.
Gegen diese Entwicklungen kämpft die PMD nun schon seit 50 Jahren, und seit über 20 Jahren unterstützt die Indienpartnerschaft des AVG sie in ihrem Bemühen gegen Benachteiligung, Ungleichheit und Armut, finanziell maßgeblich gefördert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). In den ersten Dreijahresprojekten wurde der Fokus vor allem auf die Entwicklung der Infrastruktur gelegt. Es wurden Schulen gebaut, Brunnen errichtet, die Gesundheitsversorgung verbessert, sanitäre Anlagen errichtet und Beschäftigungsmöglichkeiten für die Menschen vor Ort geschaffen. Im Laufe der Zeit verschob sich der Schwerpunkt der Förderung jedoch hin zu einer Verbesserung der Lebens- und Erwerbsmöglichkeiten, um den Menschen eine auskömmliche Existenz auf dem Land zu gewährleisten. Mit der Förderung von Kleinstunternehmen, der Bereitstellung von Milchkühen und der Entwicklung einer gemeinschaftlichen Milchwirtschaft, den Schulungen zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Tätigkeiten hin zu einer nachhaltigen und ökologischen Lebensmittelerzeugung, der Aufwertung des ländlichen Umfelds durch Wiederaufforstungsmaßnahmen sowie der Stärkung der sozialen Strukturen durch Gründung von Kooperativen und Selbsthilfegruppen schafft es die PMD, die Menschen in den Dörfern zusammenzuführen, über alle Religionsgrenzen hinweg. Alle diese Projekte haben die Schülerinnen und Schüler des AVG anlässlich der Projekttage durch Spendensammelaktionen maßgeblich unterstützt. Das letzte offene Projekt wurde im Jahr 2024 abgeschlossen.

Die Berichte über die durchgeführten Maßnahmen zeigen, wie alle diese Ansätze zu einer nachhaltigeren Nutzung der Umwelt führen und zur Sicherung der Versorgung der Dorfbewohner beigetragen haben. So hat sich zum Beispiel die Nutzung von Kunstdünger in den letzten Jahren fast halbiert. Damit sinkt die Abhängigkeit der Bauern von den Konzernen und gleichzeitig wird die Bodengesundheit verbessert. In Zeiten des Klimawandels haben die Bauern mit extremeren Wetterereignissen zu rechnen. Ein besonders heftiger Taifun fegte gegen Jahresende über das Land und überschwemmte weite Landstriche. Mehr als 800 Menschen mussten aus ihren überfluteten Häusern gerettet werden, ganze Dörfer waren abgeschnitten und die Stromversorgung war unterbrochen. Als Soforthilfe haben wir 5000 Euro überwiesen, mit denen 293 Familien mit dem Lebensnotwendigsten versorgt wurden. Im Unterschied zu früheren Jahren und Extremereignissen war die Landwirtschaft insgesamt vor langfristigen Schäden jedoch wesentlich besser gefeit. Die Förderprogramme der vergangenen Jahre hatten die Menschen darin geschult, ihre Felder und Gärten resilienter zu machen, u.a. indem sie dafür Vorsorge trafen, dass Hochwasser schneller wieder abfließen kann.

Die Erfolge dieses ganzheitlichen Ansatzes gilt es nicht nur zu bewahren. Das Projektgebiet soll sukzessive ausgeweitet werden und mehr Dörfer einbeziehen. Die offiziellen Anträge für die Fortführung des Programms sind in der Vorbereitung, wobei das durchaus einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Wir haben uns jedenfalls bereit erklärt, die PMD in diesem Sinne weiter zu unterstützen. In der Zwischenzeit wollen wir uns aber nicht zurücklehnen, sondern gezielt Projekte zur Verbesserung der Lebenssituation der Menschen unterstützen.
Ein zentraler Weg, Armut zu überwinden, ist schulische Bildung für Jungen und Mädchen. Auch darin hat sich in den vergangenen Jahrzehnten viel getan. In diesem Rahmen haben wir auch dieses Jahr wieder 5000 Euro für das Stipendiatenprogramm zur Förderung von 51 Studentinnen und 38 Studenten aus dem ländlichen Bereich überwiesen. Für die Schulkinder haben wir mit der Summe von 5250 Euro Schulrucksäcke finanziert. Als neues Projekt für das Jahr 2025 denken wir an den Bau von Toilettenanlagen an Schulen. Vielen Schulen fehlen eigene Toiletten; die Kinder sind daher darauf angewiesen, dass sie sich außerhalb des Schulgeländes einen Ort suchen, an dem sie ihr Bedürfnis erledigen können. Damit sind sie aber allerlei Risiken ausgesetzt, darunter mangelnder Hygiene und daraus resultierenden Erkrankungen.

Ein anderer Schwerpunkt ist für uns seit mehr als 25 Jahren die Unterstützung der St Anthony’s School in Cowdalli. Für das Schuljahr 2024/25 haben wir der Schule 15.000 Euro zur Verfügung gestellt. Auch wenn das längst nicht mehr reicht, um die jährlichen Kosten aufzufangen – denn auch dort steigen die Preise und die Lehrergehälter müssen entsprechend angepasst werden – so ist es doch ein wichtiger Posten im Schulhaushalt. So können zum Beispiel Ausfälle im Schulgeld kompensiert werden, so dass Jungen und Mädchen trotz fehlender Geldmittel weiterhin am Unterricht teilnehmen können. In der St Anthony’s School mit ihrem landessprachlichen Schwerpunkt (die Landessprache Karnatakas ist Kannada) werden zur Zeit 553 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. In der Primary School verteilen sich 100 Jungen und 134 Mädchen auf die Klassenstufen 1-7. Die eigentliche High School mit den Klassen 8-10 besuchen insgesamt 149 Schülerinnen und Schüler (64 J, 85 M). Im PUC absolvieren 49 Studenten und 84 Studentinnen die beiden Vorbereitungsjahre für das eigentliche College in den Zweigen „Arts“ sowie „Commerce“. Auffällig ist der hohe Anteil an Mädchen, die insgesamt mehr als 60% der Schülerschaft stellen.

Aufmerksame Leserinnen und Leser der letzten Jahresberichte werden feststellen, dass die Schülerzahlen der St Anthony’s School sich seit Corona wieder deutlich erholt haben und auf einem guten Niveau befinden, aber nicht an vergangene Höchstzahlen von über 700 Schüler heranreichen. Das gleichzeitige Angebot eines englischsprachigen Zweigs, der wirtschaftlich unabhängig geführt wird, wird vor allem von Eltern aus aufstrebenden Schichten bevorzugt, die sich das höhere Schulgeld leisten können und wollen. Aber die guten Zahlen des Kannada-Zweiges zeigen, dass die Schule gerade für benachteiligte Familien und insbesondere Mädchen ein wichtiges Bildungsangebot sind und bleiben. Und gerade für diese sind die Zugänge zu modernen Medien leider keine Selbstverständlichkeit. Es ist daher umso wichtiger, dass die ländliche Schule eine Möglichkeit zum Erwerb von Medienkompetenz bietet. So erging an uns die Bitte, 15 Computer sowie 2 Beamer und einen Kopierer zu finanzieren.

Diese Bitte wurde an die Indienreisenden herangetragen, die im Herbst 2024 besonders eindrückliche Tage in Cowdalli erlebten. Wir sind immer wieder dankbar für die Möglichkeit, dass Schülerinnen und Schüler des AVG zusammen mit Lehrerinnen und Lehrern sich auf die Reise begeben, um vor Ort die Situation zu erfahren, die Projekte zu besuchen und Land und Leute kennenzulernen. Das ist ein wichtiger Bestandteil unserer Bildungsarbeit hier an unserer Unesco-Projektschule und es ermöglicht uns, über die Jahre einen genaueren Blick auf die Entwicklung der Projekte zu bekommen. Die Berichte der Schülerinnen und Schüler über ihre Erfahrungen können Sie auf der AVG-Homepage nachlesen. Wir möchten Sie aber auch herzlich zu den legendär gewordenen Indienabenden einladen, an denen Sie nicht nur an den Erfahrungen und Eindrücken der Indienreise in Bildern und Berichten der Reisenden teilhaben können, sondern auch die wunderbare Welt der indischen Gerichte und Gewürze erleben können. Das Programm wird jeweils am 8. und 9. März im Klosterbau des AVG präsentiert. Ausführlichere Informationen finden Sie auf der AVG-Homepage unter https://avg-trier.de/mitteilung/indienabende-am-avg-2/. Save the date!

Im Jahr 2025 finden wieder die Vorstandswahlen statt. Es werden sich einige personelle Veränderungen ergeben, da wir beide den Vorsitz abgeben. Obwohl oder gerade weil wir die Arbeit des Indienvereins als sinnstiftend für die Schule, aber auch uns selbst erleben durften, werden wir im bzw. ab dem Schuljahr 2025/26 nicht für den Vorsitz zur Verfügung stehen, weil wir nicht mehr am Schulalltag beteiligt sein werden. Für den einen ist es (nur) ein Sabbatjahr, für die andere der Eintritt in die Zeit nach dem Arbeitsleben. Allerdings heißt das nicht, dass wir dem Indienverein den Rücken kehren werden. Er ist eine Art Heimat für uns und alle, die die Sehnsucht nach der Ferne, das Interesse für Interkulturalität und das Engagement für eine globale Welt verbinden wollen. Wir möchten aus diesem Anlass auch alle Interessierte zur Arbeit im Vorstand einladen. Wir hoffen, dass sich alle angesprochen fühlen, die das Lernen über eine andere Kultur und die Vermittlung dieses Wissens fasziniert, die die nachhaltige Unterstützung unserer Projektpartner interessiert und/oder die Spaß haben an der Planung und Organisation von Schulaktionen und Schüleraktivitäten. Sprechen Sie uns an oder schreiben Sie uns: .

Dr. Hermann Anton
Edith Ehmer

Erlebnisse und Einsichten bei der PMD: Einblick in die Arbeit einer engagierten NGO in Tamil Nadu

Wie die PMD in Tamil Nadu durch Bildung, Gesundheit und Empowerment ländliche Gemeinschaften stärkt und für eine bessere Zukunft kämpft - Indienreisebericht Teil 8

Am Samstag, den 2.11., machten wir uns früh morgens auf den Weg zum Bahnhof für eine fünfstündige Zugfahrt. In Villupuram angekommen, wurden wir abgeholt und nach Mangalapuram zu unserem Ziel, der PMD, gebracht. Das war eine große Erleichterung, da die öffentlichen Busse oft überfüllt und teilweise unzuverlässig sind.

Die PMD (People’s Multipurpose Development Society) ist eine NGO, also eine „Nichtregierungsorganisation“, die sich für die ganzheitliche Entwicklung und das Wohlergehen der ländlichen Gemeinden in Tamil Nadu einsetzt. Gegründet wurde sie von Dr. Arokiasamy und elf weiteren Absolventen aus ländlichen Dalit-Gemeinschaften. Dr. Arokiasamy ist der Präsident der PMD, und auch seine Frau ist politisch aktiv und zusätzlich Präsidentin der LMW (Liberty Movement for Women). Die beiden heirateten mit 17 Jahren und sind trotz ihres hohen Alters sehr engagiert. Die PMD, die dem Motto „Find a way or make a way“ folgt, engagiert sich in 150 Dörfern und konzentriert sich auf Bildung, Gesundheit, wirtschaftliche Entwicklung, soziale Gerechtigkeit und Frauenförderung.

Wir wurden von Dr. Arokiasamy und einem erfrischenden Limonadengetränk empfangen. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, ging es zum Mittagessen und anschließend zum Talagirishwara-Tempel auf dem Panamalai-Hügel. Dieser Tempel wurde im 7. Jahrhundert erbaut. Besonders beeindruckt haben uns die detaillierten Skulpturen von Gottheiten wie Shiva und Parvati, die feinen Säulenschnitzereien und die kunstvollen Reliefs. Beim Sonnenuntergang genossen wir die atemberaubende Aussicht von dort oben. Nach dem Abendessen und leckerem Chai unterhielten wir uns über die gewonnenen Eindrücke des Tages.

Am nächsten Tag besuchten wir einige Beispiele des Green Village Project der PMD. Diese Miniunternehmen werden durch Startkredite und Schulungen unterstützt, mit dem langfristigen Ziel der Selbstversorgung und späteren Rückzahlungen. Wir besuchten unter anderem einen Töpfer und einen Pflanzenverkäufer – beides sind Familienbetriebe, die mit einem Einkommen, das ausreicht, um die Familie zu ernähren, glücklich sind. Im weiteren Verlauf des Tages tauschten wir uns mit Stipendiaten aus und besuchten die Geburtshilfestation. Diese bietet den Bewohnern im Vergleich zu den staatlichen Krankenhäusern bessere Bedingungen, wird derzeit aber hauptsächlich als Apotheke und für Fortbildungen genutzt. Zudem geht es um Vorsorge und Nachsorge bei Geburten. In der Station arbeiten drei Krankenschwestern, ein Fahrer, der Patienten im Notfall in ein nahegelegenes Krankenhaus bringt, eine Reinigungskraft und ein Sicherheitsmitarbeiter. Wir waren überrascht zu erfahren, dass vor Ort nicht immer Ärzte zur Verfügung stehen.

Am Montag besuchten wir zwei Schulen, wo wir mit Tänzen und Gesang herzlich empfangen wurden. Auch wir hatten ein Lied vorbereitet, das wir präsentierten. Zum 50. Jubiläum der PMD durften wir Schultaschen an die Kinder verteilen, da viele Familien nicht in der Lage sind, Geld für Schulmaterial aufzubringen. Anschließend hatten wir die Möglichkeit, uns die Schulen und die Fortschritte in der Ausstattung anzusehen. Zudem wurde die Bitte geäußert, weitere Schulcomputer an unterschiedlichen Schulen zu finanzieren, um eine bessere Unterrichtsvorbereitung zu ermöglichen. Da dies jedoch in Deutschland von dem Verein der Indienpartnerschaft entschieden wird, konnten wir keine feste Zusage geben, sondern nehmen die Anregungen mit. Das folgende Programm bestand darin, weitere Projekte des Green Village Project zu besuchen. Außerdem trafen wir Frauen, die Teil von Frauenselbsthilfegruppen sind. Ein Beispiel zeigte eine Gruppe Frauen, die durch ein Regierungsprogramm gefördert werden: sie erhalten Arbeit für 100 Tage im Jahr und  werden dafür  bezahlt.

Den Abend schlossen wir mit einer Reflexionsrunde ab. Wir sprachen über unsere Gedanken und Meinungen zu den Projekten und ihrer zukünftigen finanziellen Unterstützung. Uns wurde auch der Unterschied zwischen der Schule in Cowdalli mit ca. 1.000 Schülern und den kleineren Schulen, die wir an diesem Tag besuchten, bewusst. Wir waren uns einig, dass die Green Village Projects besonders angesichts der immer schwierigeren klimatischen Bedingungen sehr sinnvoll sind.

Nach unserem letzten Frühstück bei der PMD wurden wir von Dr. Arokiasamy und seiner Familie verabschiedet, nachdem wir eine gemeinsame Besprechung hatten.

Trotz unserer positiven Eindrücke fiel uns auf, dass uns ausschließlich gut laufende Projekte gezeigt wurden und Dr. Arokiasamy Fragen zu schlecht laufenden bzw. gescheiterten Projekten weitestgehend auswich. Dennoch bedanken wir uns herzlich bei allen Beteiligten der PMD, die uns diesen unvergesslichen Aufenthalt ermöglichten, besonders bei Dr. Arokiasamy, der uns überallhin begleitete.

Zwischen Natur, Kultur und neuen Perspektiven: Eindrücke aus Kumily

Wo der Pfeffer wächst - Indienreisebericht Teil 7

Unsere Zeit in Kumily war eindrucksvoll und voller vielfältiger Erfahrungen, die positive wie auch nachdenkliche Momente beinhalteten.

Am ersten Tag fuhren wir nach dem Frühstück mit Rikschas zu den Periyar Spice Gardens, wo wir eine Führung durch den ayurvedischen Gewürzgarten erhielten. Der Guide sprach leidenschaftlich über die Pflanzen und erklärte ihre medizinischen Wirkungen. Im Anschluss hatten wir die Möglichkeit, im kleinen Laden Gewürze und ayurvedische Produkte als Souvenirs zu kaufen. Der Betrieb umfasst 68 Hektar Anbaufläche, von denen ein Hektar für Führungen und der Rest für den kommerziellen Anbau genutzt wird. Laut Angaben wird auf dem gesamten Gelände auf Pestizide verzichtet. Besonders beeindruckend war die ökologische Gestaltung: Große Bäume stehen über kleineren Pflanzen, spenden Schatten und Nährstoffe und schützen den Boden vor Erosion.

Unsere Tour führte uns weiter zur Connemara Tea Factory, wo wir eine Einführung in die Teeproduktion erhielten. Der Guide erklärte, dass allein durch Unterschiede in der Verarbeitung bis zu 3000 verschiedene Teesorten aus der Teepflanze entstehen können. Wie im Gewürzgarten wird auch hier Wert auf den Erhalt der Umwelt gelegt – Silbereichen spenden Schatten und verhindern Erosion. Beim Rundgang durch die Fabrik wurden die Unterschiede in den Arbeitsbedingungen im Vergleich zu den Standards in Deutschland deutlich.

Anschließend besuchten wir ein nahegelegenes Elephant Camp. Dort werden ältere Elefanten, die ihr Leben lang als Arbeitstiere dienten, für kostenpflichtige Ritte und Waschrituale genutzt. Die Tiere sind angekettet und tragen dicke Seile um den Hals; ihr Führer leitet sie mit einem Stock. Auf einer Rampe können die Touristen auf den Rücken der Elefanten steigen, die einen großen Sattel tragen. Täglich legen die Elefanten etwa 50 Runden auf hartem Beton und bei starker Sonne zurück. Dieses Erlebnis zeigte uns eine andere kulturelle Perspektive auf den Umgang mit Tieren, die auch kritisch betrachtet werden kann.

Am Abend besuchten wir eine traditionelle indische Theateraufführung – eine faszinierende Erfahrung, die sich stark vom klassischen europäischen Theater unterscheidet. Die Darsteller kommunizierten nahezu ausschließlich über Mimik und trugen aufwendig gestaltete, bunte Kostüme. Besonders interessant war dies für diejenigen unter uns, die im Unterricht zum Darstellenden Spiel bereits ähnliche Themen behandelt hatten.

Am zweiten Tag nahmen wir an einem „Jungle Walk“ im Periyar Tiger Reserve teil. Geführt von einem Ranger, entdeckten wir die Tier- und Pflanzenwelt dieses Naturschutzgebiets und lernten viel über die lokale Ökologie.

Kerala fiel uns insgesamt als verhältnismäßig wohlhabender Bundesstaat auf. Anders als in Mysore gibt es hier kaum Straßenkinder und nur wenige Bettler. Nach den intensiven Wochen zuvor konnten wir in Kumily unsere Energiereserven wieder aufladen und die nächsten Tage gestärkt angehen.

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