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Erlebnisse und Einsichten bei der PMD: Einblick in die Arbeit einer engagierten NGO in Tamil Nadu

Wie die PMD in Tamil Nadu durch Bildung, Gesundheit und Empowerment ländliche Gemeinschaften stärkt und für eine bessere Zukunft kämpft – Indienreisebericht Teil 8

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Am Samstag, den 2.11., machten wir uns früh morgens auf den Weg zum Bahnhof für eine fünfstündige Zugfahrt. In Villupuram angekommen, wurden wir abgeholt und nach Mangalapuram zu unserem Ziel, der PMD, gebracht. Das war eine große Erleichterung, da die öffentlichen Busse oft überfüllt und teilweise unzuverlässig sind.

Die PMD (People’s Multipurpose Development Society) ist eine NGO, also eine „Nichtregierungsorganisation“, die sich für die ganzheitliche Entwicklung und das Wohlergehen der ländlichen Gemeinden in Tamil Nadu einsetzt. Gegründet wurde sie von Dr. Arokiasamy und elf weiteren Absolventen aus ländlichen Dalit-Gemeinschaften. Dr. Arokiasamy ist der Präsident der PMD, und auch seine Frau ist politisch aktiv und zusätzlich Präsidentin der LMW (Liberty Movement for Women). Die beiden heirateten mit 17 Jahren und sind trotz ihres hohen Alters sehr engagiert. Die PMD, die dem Motto „Find a way or make a way“ folgt, engagiert sich in 150 Dörfern und konzentriert sich auf Bildung, Gesundheit, wirtschaftliche Entwicklung, soziale Gerechtigkeit und Frauenförderung.

Wir wurden von Dr. Arokiasamy und einem erfrischenden Limonadengetränk empfangen. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, ging es zum Mittagessen und anschließend zum Talagirishwara-Tempel auf dem Panamalai-Hügel. Dieser Tempel wurde im 7. Jahrhundert erbaut. Besonders beeindruckt haben uns die detaillierten Skulpturen von Gottheiten wie Shiva und Parvati, die feinen Säulenschnitzereien und die kunstvollen Reliefs. Beim Sonnenuntergang genossen wir die atemberaubende Aussicht von dort oben. Nach dem Abendessen und leckerem Chai unterhielten wir uns über die gewonnenen Eindrücke des Tages.

Am nächsten Tag besuchten wir einige Beispiele des Green Village Project der PMD. Diese Miniunternehmen werden durch Startkredite und Schulungen unterstützt, mit dem langfristigen Ziel der Selbstversorgung und späteren Rückzahlungen. Wir besuchten unter anderem einen Töpfer und einen Pflanzenverkäufer – beides sind Familienbetriebe, die mit einem Einkommen, das ausreicht, um die Familie zu ernähren, glücklich sind. Im weiteren Verlauf des Tages tauschten wir uns mit Stipendiaten aus und besuchten die Geburtshilfestation. Diese bietet den Bewohnern im Vergleich zu den staatlichen Krankenhäusern bessere Bedingungen, wird derzeit aber hauptsächlich als Apotheke und für Fortbildungen genutzt. Zudem geht es um Vorsorge und Nachsorge bei Geburten. In der Station arbeiten drei Krankenschwestern, ein Fahrer, der Patienten im Notfall in ein nahegelegenes Krankenhaus bringt, eine Reinigungskraft und ein Sicherheitsmitarbeiter. Wir waren überrascht zu erfahren, dass vor Ort nicht immer Ärzte zur Verfügung stehen.

Am Montag besuchten wir zwei Schulen, wo wir mit Tänzen und Gesang herzlich empfangen wurden. Auch wir hatten ein Lied vorbereitet, das wir präsentierten. Zum 50. Jubiläum der PMD durften wir Schultaschen an die Kinder verteilen, da viele Familien nicht in der Lage sind, Geld für Schulmaterial aufzubringen. Anschließend hatten wir die Möglichkeit, uns die Schulen und die Fortschritte in der Ausstattung anzusehen. Zudem wurde die Bitte geäußert, weitere Schulcomputer an unterschiedlichen Schulen zu finanzieren, um eine bessere Unterrichtsvorbereitung zu ermöglichen. Da dies jedoch in Deutschland von dem Verein der Indienpartnerschaft entschieden wird, konnten wir keine feste Zusage geben, sondern nehmen die Anregungen mit. Das folgende Programm bestand darin, weitere Projekte des Green Village Project zu besuchen. Außerdem trafen wir Frauen, die Teil von Frauenselbsthilfegruppen sind. Ein Beispiel zeigte eine Gruppe Frauen, die durch ein Regierungsprogramm gefördert werden: sie erhalten Arbeit für 100 Tage im Jahr und  werden dafür  bezahlt.

Den Abend schlossen wir mit einer Reflexionsrunde ab. Wir sprachen über unsere Gedanken und Meinungen zu den Projekten und ihrer zukünftigen finanziellen Unterstützung. Uns wurde auch der Unterschied zwischen der Schule in Cowdalli mit ca. 1.000 Schülern und den kleineren Schulen, die wir an diesem Tag besuchten, bewusst. Wir waren uns einig, dass die Green Village Projects besonders angesichts der immer schwierigeren klimatischen Bedingungen sehr sinnvoll sind.

Nach unserem letzten Frühstück bei der PMD wurden wir von Dr. Arokiasamy und seiner Familie verabschiedet, nachdem wir eine gemeinsame Besprechung hatten.

Trotz unserer positiven Eindrücke fiel uns auf, dass uns ausschließlich gut laufende Projekte gezeigt wurden und Dr. Arokiasamy Fragen zu schlecht laufenden bzw. gescheiterten Projekten weitestgehend auswich. Dennoch bedanken wir uns herzlich bei allen Beteiligten der PMD, die uns diesen unvergesslichen Aufenthalt ermöglichten, besonders bei Dr. Arokiasamy, der uns überallhin begleitete.

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