Unsere Zeit in Kumily war eindrucksvoll und voller vielfältiger Erfahrungen, die positive wie auch nachdenkliche Momente beinhalteten.
Am ersten Tag fuhren wir nach dem Frühstück mit Rikschas zu den Periyar Spice Gardens, wo wir eine Führung durch den ayurvedischen Gewürzgarten erhielten. Der Guide sprach leidenschaftlich über die Pflanzen und erklärte ihre medizinischen Wirkungen. Im Anschluss hatten wir die Möglichkeit, im kleinen Laden Gewürze und ayurvedische Produkte als Souvenirs zu kaufen. Der Betrieb umfasst 68 Hektar Anbaufläche, von denen ein Hektar für Führungen und der Rest für den kommerziellen Anbau genutzt wird. Laut Angaben wird auf dem gesamten Gelände auf Pestizide verzichtet. Besonders beeindruckend war die ökologische Gestaltung: Große Bäume stehen über kleineren Pflanzen, spenden Schatten und Nährstoffe und schützen den Boden vor Erosion.
Unsere Tour führte uns weiter zur Connemara Tea Factory, wo wir eine Einführung in die Teeproduktion erhielten. Der Guide erklärte, dass allein durch Unterschiede in der Verarbeitung bis zu 3000 verschiedene Teesorten aus der Teepflanze entstehen können. Wie im Gewürzgarten wird auch hier Wert auf den Erhalt der Umwelt gelegt – Silbereichen spenden Schatten und verhindern Erosion. Beim Rundgang durch die Fabrik wurden die Unterschiede in den Arbeitsbedingungen im Vergleich zu den Standards in Deutschland deutlich.
Anschließend besuchten wir ein nahegelegenes Elephant Camp. Dort werden ältere Elefanten, die ihr Leben lang als Arbeitstiere dienten, für kostenpflichtige Ritte und Waschrituale genutzt. Die Tiere sind angekettet und tragen dicke Seile um den Hals; ihr Führer leitet sie mit einem Stock. Auf einer Rampe können die Touristen auf den Rücken der Elefanten steigen, die einen großen Sattel tragen. Täglich legen die Elefanten etwa 50 Runden auf hartem Beton und bei starker Sonne zurück. Dieses Erlebnis zeigte uns eine andere kulturelle Perspektive auf den Umgang mit Tieren, die auch kritisch betrachtet werden kann.
Am Abend besuchten wir eine traditionelle indische Theateraufführung – eine faszinierende Erfahrung, die sich stark vom klassischen europäischen Theater unterscheidet. Die Darsteller kommunizierten nahezu ausschließlich über Mimik und trugen aufwendig gestaltete, bunte Kostüme. Besonders interessant war dies für diejenigen unter uns, die im Unterricht zum Darstellenden Spiel bereits ähnliche Themen behandelt hatten.
Am zweiten Tag nahmen wir an einem „Jungle Walk“ im Periyar Tiger Reserve teil. Geführt von einem Ranger, entdeckten wir die Tier- und Pflanzenwelt dieses Naturschutzgebiets und lernten viel über die lokale Ökologie.
Kerala fiel uns insgesamt als verhältnismäßig wohlhabender Bundesstaat auf. Anders als in Mysore gibt es hier kaum Straßenkinder und nur wenige Bettler. Nach den intensiven Wochen zuvor konnten wir in Kumily unsere Energiereserven wieder aufladen und die nächsten Tage gestärkt angehen.