Eröffnungsrede von Matilda Vasa auf der Ausstellung der AG „Schule mit Courage – Schule ohne Rassismus“ am 11. Mai 2023
Im Rahmen des Projekts „Schule mit Courage – Schule ohne Rassismus“ fand eine Ausstellung unter dem Motto „Diskriminierung und Zivilcourage“ in der Europäischen Kunstakademie am Abend des 11. Mai 23 statt. Sie wurde in Kooperation mit dem Paten Bodo Korsig und der Schüler-AG unserer Schule unter der Leitung von Matilda Vasa (MSS12) ausgerichtet. Ausgestellt wurden Bilder, die an unserer Schule zu dem Thema entstanden sind. Außerdem waren Schulen in Triers Partnerstädten dazu eingeladen, sich an dem Projekt zu beteiligen. So waren besonders schöne Kunstwerke, die in der japanischen Partnerstadt Nagaoka angefertigt und zugesandt worden waren, ein Highlight der Ausstellung.
Die Vernissage wurde von Herrn Dr. Ammer, der die Patenschaft für die Ausstellung übernommen hat, mit einer eindrücklichen Rede zum Thema Rassismus eröffnet, die dann auch noch für eine Überraschung sorgte. Da sich im Verlauf der Rede herausstellte, dass sie im ersten Teil nicht wirklich die Meinung des Rechtsanwalts veranschaulichte, sondern eine sehr allgemeine Position vertrat, weil er sie von einer künstlichen Intelligenz hatte schreiben lassen.
Im Anschluss hielt Matilda, der wir durch ihr Engagement den Schultitel zu verdanken haben, eine Rede, in der Entstehung, Bedeutung und Funktion die AG „Schule mit Courage – Schule gegen Rassismus“ sehr anschaulich und lebensnah erläutert wurde. Hier ist sie:
Der Titel „Schule mit Courage“ bedeutet, Schüler und Lehrer im Alltag für Diskriminierung zu sensibilisieren und sich mit dem Thema auseinandersetzen zu lassen, so dass sie sich in schwierigen Situationen aber auch im normalen Schulalltag besser orientieren können.
Ich selbst wusste, dass Rassismus, Diskriminierung und wie man damit umgeht wichtige Themen sind, aber ich hatte keine Ahnung davon, wie wichtig. Das stellte sich erst heraus, als ich durch die Klassen ging, um von dem Projekt zu erzählen.
Den jüngeren Klassen mussten wir Wörter wie „Rassismus“ erst einmal erklären. Wenn wir dann den Kindern das Wort überließen, hörten wir jedoch auch Geschichten wie: „Rassismus ist, wenn meine braune Freundin beleidigt wird.“ Oder „Diskriminierung ist, wenn meine Schwester draußen nicht die Hand ihrer Freundin hält, weil sie sich nicht traut.“ „Rassismus ist, wenn man asozial ist.“
Warum wissen Kinder in diesem Alter rein emotional längst Bescheid? Warum haben sie persönliche Geschichten und Gefühle, die sie mit dem Wort Diskriminierung verknüpfen können, sobald sie das Wort kennen?
Alltagsrassismus ist Teil des ALLTAGS, wir müssen uns für unsere Freiheit und Toleranz einsetzen. Oder wie eine Holocaust-Überlebende in einer Videokonferenz mit Courage-Schülern aus ganz Deutschland nachdrücklich sagte: „Kämpft! Kämpft füreinander! Auch eine solche Konferenz ist eine der Chancen sich auszutauschen und voneinander zu lernen, die das Schule-ohne Rassismus-Projekt (SOR-Projekt) bietet.
In der Mittelstufe werden tagtäglich homophobe Witze gerissen oder rassistische Vorurteile zum Dissen genutzt. In der Unterstufe verwenden die Kinder oft Wörter, die sie noch gar nicht verstehen – vor allem Beleidigungen. Jungs, die lieber mit Mädchen zusammen sind, werden ausgegrenzt und das eine Mädchen, was sich gut mit den Jungs versteht, ist bei den Mädels oft nicht so beliebt. Lehrer wissen derweil bei manchen neuen Schülern nicht, wie man ihre Namen ausspricht oder schreibt – „darf“ man hier nach der Herkunft fragen? Und wenn ja, wie?
Ich hätte nicht gedacht, dass es so viel Nachfrage im AVG gibt, aber es gibt auch einfach viele Unsicherheiten z.B. zum Thema politisch korrekte Sprache. Deswegen leite ich aktuell eine AG am AVG, mit der wir versuchen, Aktionen wie diese Ausstellung hier zu ermöglichen und gleichzeitig Anlaufstelle für unsere Schulgemeinschaft zu sein. Dafür haben in der Schule einen Raum in dem wir uns wöchentlich treffen.
An der Stelle möchte ich mich auch besonders bei Sophia Ludwig bedanken, die eine wundervolle Unterstützung war und ist, genauso wie bei ihren beiden Freundinnen und unseren jüngeren Mitstreitern, die vor allem aus der 6b kommen.
Was ist Humor und was geht zu weit? Darf ein Geschichtslehrer im historischen Kontext das N-Wort sagen? Muss ich in der Schule – vor allem als Lehrer – gendern, um alle zu adressieren? Wie reagiere ich, wenn jemand gemobbt wird? Wie funktioniert Zivilcourage wirklich? Auf diese Fragen möchten wir Schülern wie Lehrern beispielsweise mit Angeboten von externen Workshops antworten. Wir wollen die Möglichkeit für Diskussionen und Austausch geben. Wir möchten Ansprechpartner sein, für die, die sich nicht trauen, zum Lehrer zu gehen oder die nicht wissen, wohin mit ihren Fragen oder Problemen. Wir möchten Schülern in unserer AG den Raum geben, etwas Größeres zu organisieren, etwas in ihrem eigenen Schulalltag zu verändern und ihren Gedanken Taten folgen zu lassen.
Diese Ausstellung ist eine Premiere für uns und wir haben sicherlich unzählige Fehler gemacht, aber wir konnten auch unglaublich viel durch das Projekt lernen, – und jetzt sind wir hier. Danke Bodo, danke, dass ihr hier seid.“
Matilda Vasa
Da Matilda im nächsten Jahr ihr Abitur ablegen wird, sind im nächsten Schuljahr Sophia Ludwig (9e) und Susanne Marbach (10e) die Ansprechpartnerinnen für die AG. Bitte wendet euch bzw. Sie sich mit neuen Projektideen im Rahmen des Projekts „Schule mit Courage -Schule ohne Rassismus“ an sie.