Auguste-Viktoria-Gymnasium Trier

Am Vormittag des 6. Mai erhielt das Auguste-Viktoria-Gymnasium (AVG) prominenten Besuch aus der Staatskanzlei in Mainz: Die rheinlandpfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) besuchte kurzfristig unsere Schule, um sich persönlich ein Bild von der Situation ukrainischer Kinder und Jugendlicher zu machen.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine am 24. Februar dieses Jahres begaben sich Tausende Familien auf die Flucht aus ihrem Heimatland, davon allein nach Rheinland-Pfalz bislang zwischen 14.000 und 17.000 Menschen. Anders als zu Beginn des Krieges in Syrien und der daraus resultierenden Fluchtbewegung kommen jetzt vor allem Familien mit Kindern und Jugendlichen, häufig im schulpflichtigen Alter. Diese Kinder haben das Recht – und die Pflicht – hier eine Schule zu besuchen. Landesweit sind (Stand Anfang April 2022) 2.775 Kinder an rheinlandpfälzischen Schulen angemeldet, davon rund fünfzehnhundert an weiterführenden Schulen. (https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/trier/wie-ukrainische-fluechtlinge-in-der-afa-trier-leben-100.html)

Am AVG sind bisher 58 Schülerinnen und Schüler in die Sprachkurse aufgenommen worden, 17 davon besuchen auch in den übrigen Fächern unsere Schule. Wie es diesen Kindern geht, wie sie in die Schulgemeinschaft von ihren Mitschülern und den Lehrern integriert worden sind, wollte die Ministerpräsidenten in drei Gesprächsrunden von den Beteiligten selbst erfahren.

Zunächst traf Frau Dreyer nach Begrüßung durch die stellvertretende Schulleiterin Karin Brezina und den Präsidenten der Aufsichts- und Dienstleistungsbehörde (ADD) Thomas Linnertz mit einer Gruppe von Schülerinnen und Schüler der sechsten bis achten, später mit solchen der neunten und zehnten Klasse für jeweils rund 20 Minuten zusammen. Die Kinder berichteten davon, wie sie die neuen Mitschüler in ihre Klassen aufgenommen haben. Dabei wurde deutlich, dass den neuen ukrainischen Schülern viel Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft entgegengebracht wurde. In kleinen Anekdoten berichteten die Kinder aus ihrem Alltag, erste Freundschaften haben sich bereits jenseits des Schulhofs gebildet. Ein Thema freilich wird in den Gesprächen zwischen den Kindern und Jugendlichen nach deren Angaben meist ausgespart: Der schreckliche Krieg in der Ukraine. Die Schülerinnen und Schüler haben das Empfinden, dass sie ihre neuen Mitschüler nicht auch noch im Schulalltag mit den traumatischen Kriegserlebnissen konfrontieren wollen. Auch Kinder und Jugendliche aus der Ukraine meldeten sich zu Wort – zum Teil in ihrer Muttersprache und von ukrainisch-sprachigen Mitschülern gedolmetscht, zum Teil sogar schon auf Deutsch – und gaben der Ministerpräsidentin einen kleinen Einblick in ihren Alltag. Hier konnte man den Eindruck gewinnen, dass sich die jungen Ukrainer an ihrer neuen Schule gut und herzlich aufgenommen fühlen. Das und die offene und unverkrampfte Herzlichkeit unserer Schülerinnen und Schüler beeindruckte Frau Dreyer sichtlich. Sie sprach den hiesigen Schülern ihren aufrichtigen Dank und den neuen ukrainischen Schülern Mut zu.

Zwischen den Gesprächen mit den Schülergruppen kam Frau Dreyer dann für eine gute halbe Stunde zu einer Gesprächsrunde zusammen, an der neben der stellvertretenden Schulleiterin und dem Präsidenten der ADD stellvertretend für das Kollegium Nicole Schneider, Till Schweitzer, Wolfgang Müller, Evi Grillmeier, Dieter Rose und Iuliia Herold teilnahmen. Das AVG organisiert schon seit vielen Jahren den Unterricht in Deutsch als Zweitsprache (DaZ) für die Trierer weiterführenden Schulen. In diesen Kursen kommen Kinder und Jugendliche – vorwiegend aus dem arabischen Raum und mit Fluchterfahrung, aber auch aus zahlreichen anderen Nationen – zusammen und werden, eingeteilt nach ihren Sprachkenntnissen, in verschiedenen Kursen im Fach Deutsch unterrichtet. Diese Kurse sollten naturgemäß nicht zu groß werden, um dem individuellen Förderbedarf der einzelnen Schüler weitestgehend gerecht werden zu können. Durch die nun neu hinzukommenden Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine werden diese Kurse im Durchschnitt deutlich größer. Dies stellt die Lehrkräfte vor große Herausforderungen, da der Unterricht in den nun noch heterogeneren Gruppen weiter binnendifferenziert werden muss. Dies führt soweit, dass ein einzelner Lehrer gleichzeitig sehr verschiedene Lernniveaus in seinem Unterricht umsetzen muss. Nicht zuletzt müssen und wollen die Lehrkräfte empfindsam und sensibel auf die einzelnen Kinder eingehen können. Dies geht naturgemäß am besten im kleinen Rahmen. Der Wunsch an die Ministerpräsidentin nach mehr Lehrkräften war daher nachvollziehbar. Auch die Zuweisung eines Schulpsychologen, um mit den traumatischen Erfahrungen der jungen Menschen professionell umgehen zu können, war einer der Wünsche der anwesenden Kolleginnen und Kollegen. Frau Dreyer dankte unserem Kollegium herzlich für deren Einsatz und Engagement.

Schließlich besuchte Frau Dreyer noch einen DaZ-Kurs und wurde von den Schülerinnen und Schülern mit Freundlichkeit und auch einer gehörigen Portion Neugier empfangen – schließlich tummelten sich im Flur und auch im Klassenraum zahlreiche Pressevertreter und Mitarbeiter der Staatskanzlei. Das unkomplizierte und offene Wesen von Frau Dreyer machte den Kontakt zwischen ihr und den Kindern und Jugendlichen dabei leicht und unverkrampft. Der Besuch der Ministerpräsidentin endete mit einem kurzen Pressestatement gegen 11.30 Uhr. Frau Dreyer nimmt gewiss zahlreiche Eindrücke, viele mutmachende kleine Geschichten aus dem Alltag unserer alten und neuen Schüler sowie Erfahrungen und Anregungen der Kolleginnen und Kollegen mit nach Mainz.

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