Auguste-Viktoria-Gymnasium Trier

Ein Theaterstück von Finn Marz und Aaron Merten

Oberstufenschülerinnen und –Schüler inszenieren ein völlig selbstständig erarbeitetes Stück

Als Spinnerei bezeichnet man umgangssprachlich eine Handlung, die sich fernab jeglicher Realität bewegt und wenig Aussicht auf Erfolg verspricht. Wenn also eine Schülergruppe des AVG, die ausschließlich aus Oberstufenschülerinnen und -Schülern besteht – viele davon sogar in der entscheidenden Phase vor ihrem Abitur – ein Projekt angeht, das in kompletter Eigenregie erarbeitet, geschrieben und inszeniert wurde, wird man dies vielleicht im Vorfeld als eine solche Spinnerei abtun. Doch weit gefehlt!

Nach monatelanger, intensiver Vorarbeit – größtenteils außerhalb der Unterrichtszeit (!) – brachten alle Akteure ein mehr als beeindruckendes Stück auf die Bühne, das der Feder von Finn Marz und Aaron Merten entstammt.

Zur Handlung: Nach dem Tod des Königs (Leonard Hammen) spinnt der Thronfolger Romulus (Aaron Merten) mehrere Intrigen am Hofe, um seinen Bruder Remus (Julia Schauer) auszustechen. Hierzu verkleinert er drastisch das Parlament und setzt es nach seinen Vorstellungen zusammen, bestehend aus Kriegsminister (Michelle Huwer), den adligen Ladies Vultura (Anita Arulsamy) und Thinkalot (Theresa von Auer), der Jungunternehmerin Novice (Marlene Beiling) und einem Paparazzi (Vincent Gerhard). Diese unterstützen das zunehmend absurde Szenario in regelmäßigen Sitzungen unter der Leitung der beeindruckend streng dreinschauenden Richterin Fenja Stapf. Gelenkt und kommentiert wird die Farce durch den titelgebenden Lord Palsy (unnachahmlich verkörpert durch Ben Birster) und – man beachte erneut den Titel – durch die Spinne Patrick Kloster.

Das desillusionierende Ende, das u.a. den Herold (David Schrecklinger) das Leben kostet, vermittelt dem Publikum in aller Deutlichkeit die Intention des Stückes: Die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung läuft zunehmend Gefahr, durch Gleichschaltung, unkritische Mediennutzung und unterlassenen Widerstand Strukturen zu schaffen, die demokratische Systeme unterhöhlen, gefährden oder gar aushebeln können. Hierzu muss sich jeder, vor allem der außenstehende Betrachter, positionieren.

Unterbrochen wird die Handlung immer wieder durch verfremdende Elemente, realisiert durch die Statisten (Maria Hill, Sara Santos-Fischer, Samuel Chung und Maximilian Stehli) und den wunderbar überzogen auftretenden Volksvertreter Fabian Eisenbarth.

Bei diesem Stück handelt es sich keineswegs um Spinnereien, sondern vielmehr um – zugegebenermaßen überzeichnete – soziologisch-relevante Erkenntnisse, ungewöhnlich umgesetzt in einem Theaterstück, das seinesgleichen sucht! Das bis auf den letzten Platz besetzte Publikum dankte allen Beteiligten mit minutenlangem, stehendem Applaus.

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